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In großen Herausforderungen oder in schwierigen Situationen noch das Gute erkennen und wahrnehmen: das ist ein Aspekt der Resilienz. In dem Vorbereitungsgespräch zu einem Resilienz-Workshop fragte mich eine Führungskraft: „Wenn ich in einer heftigen Situation bin, nehme ich gar nichts mehr wahr – ich bin im Tunnel. Wie soll ich da das Gute sehen?“ So kamen wir ins Gespräch zu einer der Kernkompetenzen der Resilienz: die emotionale Intelligenz und wie kann ich sie unterstützen.

Die emotionale Intelligenz beschreibt die Fähigkeit, seine eigenen Gefühle und die des Anderen wahrzunehmen, zu verstehen, beeinflussen (regulieren) und nutzen zu können.

Es sind also 4 Stufen – und wir können Sie fördern und die Fähigkeiten stärken.

Stufe 1: Gefühle bei sich und anderen wahrnehmen, erkennen und benennen können
Es geht um die Fähigkeit, sich in sich selbst und in andere hineinfühlen und das Gefühl auch differenziert benennen zu können. Dabei fällt es uns wesentlich leichter negative Gefühlszustände klar zu benennen. Wir haben Angst, sind unsicher, wütend, ärgerlich, fühlen Beklemmung usw. Bei positiven Gefühlen heißt es meist: “mir geht es gut“ oder „ich bin glücklich“ – wobei wir letzteres leider sehr selten äußern. Warum eigentlich? Es lohnt sich für die positiven Gefühle ein differenziertes Sprachrepertoire zu finden, z.B.: inspiriert, erstaunt, berührt, unbeschwert, fasziniert, geborgen, hoffnungsvoll… Wie viele weitere fallen Ihnen ein?

Der Schlüssel, um Gefühle besser wahrnehmen zu können, ist eine achtsame Haltung. So lerne ich meine Gefühle und die der anderen ohne Wertung zu sehen und zu respektieren. Eine Möglichkeit Achtsamkeit zu üben, ist eine Reise durch unseren Körper. Setzen Sie sich aufrecht hin, spüren Sie die Fußsohlen auf dem Boden und wandern Sie nun mit geschlossenen Augen Schritt für Schritt mit Ihrer Aufmerksamkeit durch ihren Körper. Von den Zehen über die Wade zum Knie, die Hüfte, den Bauch… bis Sie schließlich über den Kopf zum Gesicht gelangen. Nehmen Sie sich dafür ca. 10 Minuten Zeit. Und wenn die Gedanken abschweifen (was jedem passiert), dann seien Sie nicht ungeduldig mit sich.

Lenken Sie den Gedanken einfach wieder zurück. Nehmen Sie am Schluss Ihren Körper als Ganzes wahr und wie er einen Platz im Raum einnimmt bevor Sie die Augen wieder öffnen.

Je öfter Sie Achtsamkeit üben, je leichter fällt es Ihnen, mit den Gedanken bei sich zu bleiben.

Stufe 2: Gefühle verstehen
In welchen Situationen entstehen Gefühle. Machen Sie sich die Umstände bewusst, in denen Sie sich z.B.: wertgeschätzt oder auch wütend fühlen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit treten sie auf und in welcher Intensität. Wenn Sie sich hier ein „Emotionswissen“ anlegen, können Sie leichter negativen Gefühlen vorbeugen oder positive Gefühle erzeugen.

Machen Sie sich auch bewusst, dass negative Gefühle wichtig sind. Sie stehen auf einem hohen Felsen und wollen ins Meer springen. Angst kommt in Ihnen hoch. Diese Angst schützt Sie davor, etwas Gefährliches zu tun. Angst und unsere Reaktion kann also auch überlebenswichtig für uns sein. Denken Sie darüber nach, was Ihnen negative Gefühle sagen wollen? Auch sie haben eine gute Absicht für uns.

Stufe 3: Gefühle regulieren
Was ich kenne, kann ich leichter beeinflussen. So ist es auch bei Gefühlen. Habe ich sie wahrgenommen, benannt und verstanden, dann lassen Sie sich leichter regulieren.

In Stresssituationen, wenn ich unkonzentriert werde, das Herz schneller schlägt, der Körper Cortisol und Adrenalin ausschüttet und so der Organismus auf Alarm geht… es sich Panik in mir breit macht… was kann ich dann tun?

Je früher Sie erkennen, dass eine Situation für Sie Stress bedeuten kann, desto besser können Sie vorbeugen. Es klingt einfach, hilft aber enorm: atmen Sie achtsam und bewusst. Schließen Sie die Augen und atmen Sie ein paarmal konzentriert ein und aus. Nehmen Sie nur den Atem wahr. Wo spüren Sie ihn? Ist er warm oder kalt? Nehmen Sie ihn in der Nase, im Rachen wahr? Wölbt sich der Bauch, hebt und senkt sich der Brustraum.

Oder sie machen eine kurze Pause. Sie nehmen die Situation wahr. Sie sagen innerlich zu sich, dass sie die Situation erkannt haben, wissen wie ihr Körper und ihre Gefühle reagieren und gehen bewusst kurz aus der Situation und gönnen sich etwas, was ihnen gut tut. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft, einen leckeren Cappuccino im Café um die Ecke… Eine Auszeit von der Belastung. Diese Selbstfürsorge lässt den notwendigen Abstand zu und sie können entspannter mit der Situation umgehen.

Stufe 4: Gefühle nutzen

Auf Basis der ersten 3 Stufen, lassen sich Gefühle nutzen, um Herausforderungen zu meistern und positive Gefühle gezielt dafür einzusetzen, erwünschte Situationen zu erreichen.

Sie können mit gezieltem Einsatz positiver Gefühle negativen gegensteuern. Sie kennen das sicher: allein die Vorstellung an etwas Unangenehmes wie einem Kritikgespräch mit einem Kunden lässt Sie nervös werden, das Herz schlägt schneller, der Mund wird trocken. Das geht aber auch andersrum mit positiven Gefühlen. Erinnern Sie sich an gute Gespräche und Situationen mit dem Kunden, spüren Sie wie Sympathie oder ein gegenseitiges Einverständnis vorhanden war.

Nehmen Sie das Selbstbewusstsein, die Selbstsicherheit und die Selbstwirksamkeit aus dem Gespräch mit und packen Sie es in Ihren „Erinnerungsrucksack für positive, stärkende Gefühle und Ressourcen. Bedienen Sie sich, nutzen Sie die Kraft der Vorstellung, wenn das nächste Mal etwas in Schieflage gerät.

Eine andere Möglichkeit, positive Gefühle zu nutzen ist eine Art freudiger Vorschau.
Denken Sie heute darüber nach, was sie alles Schönes kommende Woche vorhaben. Malen Sie sich die Woche aus, verinnerlichen Sie die Momente. Neben Resilienz stärken Sie so auch ihren Optimismus.

In diesem Sinne wünsche ich eine optimistische Woche, mit vielen positiven und wundervollen Momenten.

#Resilienz #Achtsamkeit #BusinessWellbeing #Selbstfürsorge #Selbstwirksamkeit #Optimismus


 

Angela Barzen
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