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Positiven Emotionen Vorfahrt geben. Gerade jetzt.

Und wie?

Viele sind jetzt in Kurzarbeit, Firmen sind zum Teil geschlossen, Homeoffice anstelle  Geschäftsreisen, Video-Chat statt Vor-Ort-Austausch. Unser Hochgeschwindigkeitszug ist bei voller Geschwindigkeit zum Stillstand gekommen. Eine Situation, die wir nicht kennen, den Umgang damit müssen wir lernen.

Hinzu kommt: Wenn wir den Fernseher anmachen, Radio hören oder Zeitung lesen – wir werden überrollt von negativen Informationen. In Talkshows, Zeitschriften etc.  tauchen darüber hinaus sogenannte „Spezialisten“ auf, die Horrorszenarien skizzieren. Die Rede ist beispielsweise von „unser Gesundheitssystem wird kollabieren“ oder „stellen Sie sich auf 18 Monate Quarantäne ein“. Aber was helfen uns diese Vermutungen? Sie machen Angst, schüren Unsicherheit und das ist bekanntlich ein schlechter Begleiter. Darüber hinaus sind es Mutmaßungen; denn wir wissen alle nicht, wie es genau weitergeht; die meisten von uns halten sich an Auflagen und versuchen das Beste aus der Situation zu machen.

Angst lähmt uns, wir geraten in einen Tunnel und sind völlig auf das Problem fokussiert. Angst verhindert den Blick auf Ressourcen, Chancen und Möglichkeiten und wir fokussieren uns noch mehr auf die schlechten Nachrichten. Wir Menschen sind so „programmiert“, dass wir das Negative viel stärker und schneller wahrnehmen und priorisieren. Negative Gefühle engen jedoch unseren Handlungs- und Denkspielraum ein – alles, was nicht zur Problemlösung beiträgt, wird ausgeblendet.  Sicher – Vorsicht und Umsicht ist angebracht und wichtig; dieses Verhalten und die damit verbundenen negativen Gefühle schützen uns. Aber zu viel davon löst in uns Stress aus, macht uns unsicher, leicht reizbar und auch krank.

Damit wir Wege finden, mit der Situation umzugehen und die damit verbundenen Chancen erkennen, brauchen wir positive Emotionen. Das bedeutet nicht wegsehen und die Augen verschließen. Wir können Corona nicht „wegzaubern“, wir können aber unseren Umgang mit der Situation, mit uns und den anderen verbessern.

Es geht darum, dass wir aus der Situation im Idealfall gestärkt herausgehen oder mindestens unbeschadet. Dass wir unsere Widerstandfähigkeit ausbauen, unsere Leistungsfähigkeit erhalten – wir sprechen hier von Resilienz. Resilienz beschreibt die innere Stärke eines Menschen, in komplexen Situationen auch das Positive, das Potential für Weiterentwicklung zu sehen und positiv in die Zukunft zu blicken; trotz hoher Anforderungen kraftvoll und gelassen zu bleiben.

Eine wichtige Voraussetzung für Resilienz ist das Erleben von positiven Gefühlen. Wir sind dann zufriedener, ausgeglichener, versöhnlicher und glücklicher. Unser Handlungsspielraum erweitert sich und unser Denken ist auf die Erkundung der Umwelt und neuer Möglichkeiten ausgerichtet.

Und wie holen wir uns positive Gefühle? Wie können Sie sie in dieser Zeit zu einem festen Bestandteil Ihres Tages machen? Dazu möchte ich Ihnen ein paar kleine Tipps geben:

Schränken Sie den Medienkonsum zu Corona ein.

Saugen Sie nicht alle News zu Corona auf, durchforsten Sie nicht das Internet nach immer neuen „Weisheiten“. Suchen Sie sich 1 bis 3 vertrauenswürdige Quellen pro Tag aus und bringen Sie sich einfach so auf den aktuellen Stand. Wenn Ihnen z.B. bei einer Talkshow ihr Bauch sagt: „das wird mir zu viel“ – schalten Sie weg. Schauen Sie nicht noch zusätzlich Katastrophenfilme an (auch die werden gerade vermehrt angeboten). Meiden Sie einfach weitere Negative-Gefühle-Verstärker. Der Sog ist enorm, hilft aber nicht, die Herausforderung besser zu meistern. Jeder weitere Stressverstärker lässt unseren Körper immer mehr in Alarmbereitschaft geraten. Oder um es medizinisch auszudrücken, unser Körper produziert immer mehr Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Wählen Sie stattdessen Filme und Bücher aus, die Freude machen, Sie zum Lachen bringen oder mit Sicherheit gut ausgehen. Wir brauchen diese kleinen Erholungsinseln

Machen Sie sich die guten Dinge täglich bewusst.

Jeden Tag erfahren wir viele schöne Situationen. Oft gehen sie fast unbemerkt an uns vorüber. Schärfen Sie ihre Aufmerksamkeit darauf – legen Sie sich „auf die Lauer“. Suchen Sie nach dem, was Sie zum Lachen bringt, was Ihnen Freude macht, was Sie zum Staunen bringt, bei was Ihnen warm um´s Herz wird.

Das ist aktuell gar nicht so leicht und braucht daher etwas Übung.

Hier eine kleine Unterstützung: schreiben Sie jeden Abend vor dem Einschlafen 3 Dinge auf, die an dem Tag gut waren. Versetzen Sie sich in die Situation zurück und erleben Sie sie noch einmal. Setzen Sie dabei alle ihre Sinne ein. Notieren Sie dann, was haben Sie dazu beigetragen. Und wenn Tage kommen, an denen Ihnen einfach wirklich nichts einfällt, dann überlegen Sie, was war denn heute schon etwas besser. Ein schöner Nebeneffekt; wenn Sie mit diesen guten Erinnerungen einschlafen, dann ist die Chance hoch, dass Sie mit einem Lächeln aufwachen.

Erleben Sie Verbundenheit.

Was brauchen wir weiter, damit es uns gut geht: es ist Leben und Erleben von Beziehung. Beziehung und damit sich verbunden fühlen ist ein psychologisches Grundbedürfnis. Durch die Kontaktsperre fühlen wir dieses Grundbedürfnis extrem bedroht. Aber Kontaktsperre heißt nicht Einsamkeit oder Insolation. Wir können trotzdem Beziehung leben. Wir sind gefordert, neue Wege zu gehen und aktiv auf andere zuzugehen. Ich freue mich über WhatsApp, Facebook, Skype, Instagram, Threema, Videokonferenzen oder Telefon. Noch vor 2 Wochen waren Social Media Kanäle eher als „Kommunikationskiller“ verrufen – jetzt sind sie eine ideale Chance am Leben der Anderen teilzunehmen. Täglich tauchen neue Möglichkeiten auf: Sport oder Austausch in der Gruppe im Live Chat, Kochkurse auf Linkedin, Gemeinschaftsspiele in Facebook oder Aufrufe und Ideen, besonders Betroffene zu unterstützen.  Die Welt rutscht zusammen und wir suchen gemeinsam nach Wegen.

Da die meisten von uns jetzt mehr Zeit haben – telefonieren Sie wieder mehr – Zuhören und Mitteilen schafft Beziehung. Mal wieder mit einem alten Freund sprechen. Und – nutzen Sie die Möglichkeit, etwas Nettes zu sagen. Es tut dem Anderen und uns selbst gut, gibt Energie.

Wir brauchen diese Wertschätzung – beruflich und privat. Sie schafft Vertrauen und fördert die Bereitschaft, gemeinsam und im Team an Wegen und Lösungen zu arbeiten. Wertschätzung gibt eine Stabilität, die wir dringend brauchen.

Sagen Sie Danke zu dem, was Sie haben.

Grübeln Sie nicht den ganzen Tag darüber nach, was gerade alles nicht da, was nicht möglich ist. Machen Sie sich bewusst, was Sie gerade alles tun und erleben können, was im normalen Alltag verloren geht. Denken Sie darüber nach, für was sie alles dankbar sind und/oder sein können. Vielleicht machen Sie in der Familie ein Ritual daraus, in dem jeder ein Post-it an eine „Dankstelle“ hängt, worauf er schreibt, für was er heute dankbar ist.

Was passiert denn nun konkret beim Erleben positiver Emotionen? Sie sind weit mehr als nur schön im Erleben. Sie fördern nachweislich unser Wohlbefinden, stärken sogar das Immunsystem, steigern Kreativität und unsere Leistungsfähigkeit. Wir werden offen für Neues, unser Kopf entwickelt Ideen, findet Ressourcen und Möglichkeiten. Und so können wir für uns Wege finden, mit der aktuellen Situation besser umzugehen. Das wiederrum macht uns stolz oder löst Freude aus.  Es entstehen weitere positive Gefühle – und eine Aufwärtsspirale kommt in Gang. Man spricht sogar von einem „Undoing-Effekt“, Barbara Fredrickson (eine der führenden Forscherinnen in der Positive Psychologie) hat nachgewiesen, dass positive Emotionen die körperliche Reaktion auf Belastung und Stress wie ein Reset-Knopf wieder auf Null stellen können.

Unser Wohlbefinden können wir selbst in einer Corona Zeit maßgeblich beeinflussen. Glück ist kein Luxus, kein Hirngespinst, wie es pessimistische Philosophen und Psychologen immer wieder behaupteten. Positive Gefühle helfen, die negativen Wirkungen der negativen Emotionen zu dämpfen, auszugleichen und schneller zu überwinden. Sie sind gerade in der Zeit von Corona ein idealer „Schutzpanzer“ und den können wir alle gut gebrauchen.

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Angela Barzen