Durch den weiteren Lockdown, den wir gerade erleben, entsteht bei vielen Menschen erneut ein Gefühl von Mutlosigkeit. Entmutigen bedeutet, jemandem den Mut, das Selbstvertrauen zu nehmen. Dieser „Jemand“ kann von Aussen kommen. Maßgeblich entscheidet jedoch unsere Bewertung der Situation, ob wir mutlos werden. Wir verlieren dann Vertrauen, die Situation zu bewältigen. Wir sind unsicher, wie unser Leben in den kommenden Monaten verlaufen wird. Aber wie gewinnen wir wieder Vertrauen und Zuversicht? Wie können wir mutig agieren?
Mut sein ist eng verbunden mit dem Bedürfnis nach Veränderung, mit dem Willen etwas anderes zu erleben oder auch einen neuen Weg zu gehen.
Der Mut und das Vertrauen in uns ist umso größer, je stärker das Bedürfnis und die persönliche Bedeutung ist. Wenn z.B. eine berufliche Veränderung ansteht, kommt die stärkste Motivation von uns selbst: sog. intrinsische Motivation. Wenn wir in einer Veränderung den Sinn dahinter erkennen, dann fällt uns die Akzeptanz leichter. Wenn der Impuls von Aussen vorgegeben wird oder nur ein besseres Gehalt, also eine „Belohnung“ dahinter steht, dann ist unsere Motivation, der erste Schritt und auch unser Durchhaltevermögen viel geringer. Was wollen wir in dieser Zeit verändern? Was ist uns wichtig? Was können wir dafür tun?
Wir sind mutig, wenn wir darauf vertrauen, dass wir etwas schaffen. Oft liegen Vertrauen und Misstrauen oder Angst ganz nah zusammen. Wir haben schon etwas versucht, sind gescheitert. Versuchen wir es nochmal oder werden wir ängstlich und unsicher. Ein Erlebnis kann unser Gefühl komplett verändern. Und dann gibt es die Extreme: zu viel Vertrauen birgt die Gefahr, leichtsinnig zu handeln und unvorsichtig zu sein. Wir nehmen dann die Gefahren nicht ernst genug oder in dem Fall von Corona – wir unterschätzen den Virus.
Zu viel Misstrauen und Zweifel ist mit einem Übermaß an negativen Gefühlen und oft mit Angst verbunden. Diese bewirken, dass wir eine Art Tunnelblick einnehmen. Wir sehen nur noch das Problem und keine Lösungen, keine Handlungsoptionen. Bei Misstrauen liegen wir oft auf der Lauer und suchen nach Bestätigungen für unsere negative Haltung. Es entstehen Worst-Case-Szenarien, die eher unsere Sorgen verstärken, als uns Mut zu machen. Wir nehmen unbewusst selektiv die Informationen intensiver auf, die unsere negative Haltung bestätigen. Davon geht es uns leider nicht besser. Wir geraten in eine Negativspirale.
Und die macht einiges mit uns – aber eines sicher nicht: mutig.
Was bedeutet das nun? Wo ist der gesunde Mittelweg, wie gewinnen wir wieder Vertrauen, auf die Situation einwirken zu können? Wo ist der Weg zwischen „Ich vertraue blind“ und „ich misstraue vollständig“. Hierfür brauchen wir auch das Gefühl Einfluss auf Geschehnisse zu haben.
Einfluss inwieweit Covid unser Leben verändert, haben wir nur bedingt. Wir können uns schützen, Masken tragen, Abstand einhalten und uns möglichst nur mit einem eingeschränkten Personenkreis treffen. Aber es gibt darüber hinaus eine weitere Form: mehr Einfluss und Kontrolle über unsere Gefühle und unser Wohlbefinden. Eine Möglichkeit ist die bewusste Entscheidung, Sachverhalte aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten
Wenn wir in den Nachrichten z.B. die Zahlen zu steigenden Infektionen bekommen, dann hilft uns auch der Blick auf die Aspekte, die sich verbessert haben, z.B. dass wesentlich weniger Menschen im Verhältnis daran sterben als vor 6 Monaten. Wir haben also bessere Behandlungsmöglichkeiten, wir können jetzt schon viel besser mit dem Virus umgehen als zu Beginn der Pandemie. Trotz Lockdown ist die Entwicklung des Impfstoffes schon weit fortgeschritten.
Umso unberechenbarer eine Situation ist, umso größer wird unser Bedürfnis nach Vertrauen: Vertrauen in uns selbst, in unsere Umwelt und in unsere Beziehungen. Wenn wir uns gegenseitig unterstützen entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, wir bauen Verbundenheit und Zugehörigkeit auf. Dies fördert neben Vertrauen auch Zuversicht und lässt uns mutiger agieren. Und wir stärken unser mentales Immunsystem.
Was für weitere Möglichkeiten gibt es nun, sich mutiger zu fühlen, wieder handlungsbereiter zu werden und das Gefühl zu fördern, Einfluss auf die Situation zu haben:
– Nutzen wir unsere Potentiale. Machen wir uns unsere Stärken bewusst. Wie können Stärken gerade jetzt hilfreich sein? Wie können wir sie für uns und andere einsetzen? Um unseren Stärken auf die Schliche zu kommen, erinnern wir uns zum Beispiel, wann wir schon mal eine schwierige Situation gelöst und welche Eigenschaften uns dabei unterstützt haben. Vielleicht war es Kreativität, Empathie oder Ausdauer?Oder wir fragen Menschen, die uns gut kennen, worin sie unsere Stärken sehen.Wenn wir wissen, was wir gut können, werden wir mutiger und selbstbewusster.
– Was lief heute gut? Oder was lief heute schon besser als gestern? Ein schönes und wirkungsvolles Ritual: Schreiben Sie diese Erfahrungen auf (es langen 3 kleine Dinge pro Tag). Und denken Sie darüber nach, was Sie dafür getan haben, dass es gut oder besser war. So erkennen wir, dass wir viel bewirken können.
– Für was sind wir dankbar? Was umgibt oder erleben wir oder was für Eigenschaften haben wir, die in uns das Gefühl von Dankbarkeit entstehen lassen? Das kann die Familie sein, der Beruf, die Wohnsituation…. Hintergrund: wenn wir uns Sorgen machen, vergessen wir oft, wieviel Positives uns umgibt. Dankbarkeit zeigt, was wir schon haben und was wir auch behalten wollen, wofür es sich lohnt einzustehen.
– Wir neigen dazu, alles alleine schaffen zu wollen oder haben den Eindruck mit unseren Sorgen andere nicht belasten zu können. Probieren Sie es mal: Tauschen Sie Ihre Sorgen mit Freunden/Familie aus und finden gemeinsam erste Schritte für Lösungen. Trauen Sie sich, um Hilfe und Unterstützung zu bitten. Sie werden überrascht sein, wie viele Menschen Sie gerne unterstützen. Und das Schöne daran: es tut dem gut, der hilft, und dem, dem geholfen wird.
– Eine ähnliche Wirkung hat Freude bereiten. Wie können wir uns oder anderen eine Freude machen? Manchmal haben schon so Kleinigkeiten wie das Anlächeln eine große Wirkung. Oder gönnen Sie sich einen Mini-Urlaub, z.B. einen Spaziergang in der Sonne.
– Seien Sie mutig. Verlassen Sie Ihre Komfortzone. Ungewöhnliche Situationen brauchen oft außergewöhnliche Wege. D.h. heißt nicht, dass wir uns dabei in Gefahr bringen sollen. Tun Sie Dinge, die Sie bisher nicht getan haben. Machen Sie einem Fremden auf der Straße ein Kompliment. Springen Sie in eine Pfütze. Nehmen Sie neue berufliche Herausforderungen an. Nehmen Sie vielleicht auch eine Aufgabe an, an die Sie vor einem Jahr noch nicht mal gedacht haben. Engagieren Sie sich ehrenamtlich. Oder lernen Sie etwas Neues: eine Sprache, ein Computerprogramm, Webinare usw… Und dann spüren Sie in sich hinein. Wie ist das Gefühl davor und danach? Was bewirken diese neuen Aktivitäten?
Mut (sofern es sich nicht um kopflose Risikobereitschaft handelt) erhöht die Chance auf positive Emotionen. Wir sind stolz, etwas ausprobiert oder geschafft zu haben. Wir freuen uns, fühlen uns bestärkt. Mut stärkt nicht nur unser Vertrauen und Selbstbewusstsein sondern auch nachweislich (wie alle positiven Gefühle) unser Immunsystem, unsere Kreativität und unsere Beziehungsfähigkeit. Selbst, wenn Ihnen etwas im 1. Schritt nicht gelingt – in jedem Scheitern steckt eine Chance – eine Lernchance. Mutig sein bedeutet immer auch die Möglichkeit zu scheitern. Justieren Sie nach, was können Sie anders machen, um ans Ziel zu kommen. So wird Weiterentwicklung möglich.
Wir können Covid nicht leugnen oder wegdenken. Wir können aber die Aufmerksamkeit auf die Situation und damit den Umgang damit verändern. Wir können uns und andere dabei unterstützen, dass wir uns trotz Einschränkungen wohl fühlen, Vertrauen empfinden. Wir können uns dazu entscheiden, mutig mit der Situation umzugehen, neue Spuren zu „hinterlassen“.
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@angela-barzen.de