Wir freuen uns gerade alle über wieder gewonnene Freiheiten; wir können uns endlich (wenn auch nur in kleinen Gruppen) mit Freunden treffen, Geschäfte und Restaurants öffnen (wenn auch unter sehr besonderen Bedingungen), die ersten Grenzen innerhalb Europas werden geöffnet. Ein Stück Normalität kommt zurück. Trotzdem sind zahlreiche Firmen von der Insolvenz bedroht, Ersparnisse zum Teil aufgebraucht, viele Menschen verlieren ihren Job und wie die Zukunft u.a. der Gastronomie – besonders der Bars aussieht – das ist noch völlig unklar. Ob es wieder neue Einschränkungen geben wird, wir wissen es nicht. Es liegen noch viele Herausforderungen vor uns. Schaffen wir das?
Ob wir etwas schaffen, eine Herausforderung meistern oder den „Kopf in den Sand stecken“ – das hängt sehr entscheidend von unseren inneren Überzeugungen und Glaubenssätzen ab. Unsere Glaubenssätze bestimmen, was wir über uns denken und wie wir dann handeln. Glaubensätze entwickeln sich im Laufe unseres Lebens, abhängig von Erziehung und Erfahrungen.
Die grundlegende Einstellung uns selbst gegenüber, unsere Denkweise nennen wir Mindset. Das Schöne vorweg: wir können unsere Einstellung verändern.
Die Motivationspsychologin Carol Dweck erforscht seit Jahren, welche Wirkung unser Mindset auf unser Engagement, unser Denken, Fühlen und Handeln hat.
Wir unterscheiden statisches und dynamisches Mindset. Welches Mindset wir haben stellt die Weichen, ob wir Wachstum und Weiterentwicklung erleben und damit auch sinnvolle Veränderungen stattfinden, oder ob wir abwarten und kein Risiko durch neue Wege eingehen wollen. Die Kenntnis und ein Verständnis über diese innere Haltung ist der erste Schritt, etwas an unseren Denk- und Handlungsmustern zu ändern, so dass wir flexibler auf Anforderungen reagieren und damit umgehen können.
Was unterscheidet nun das statische von dem dynamischen Mindset? Welches unterstützt uns?
Gerade jetzt erleben wir zwei Arten von Menschen: Die einen fallen in eine Art „Schockstarre“ und andere suchen aktiv nach Wegen und Lösungen,
Menschen mit statischem Mindset meiden Herausforderungen, bei denen Sie scheitern könnten, da sie darin eine persönliche Niederlage sehen. Wenn etwas schief geht, schieben sie es auf ihre mangelnde Kompetenz oder äußere Umstände. Sie werden hilflos oder wütend. Wer erinnert sich an den Tennisspieler John McEnroe? Bei Niederlagen bekam er regelrechte Wutanfälle, warf Schläger, und schuld war ein Husten im Publikum, ein nicht aufmerksamer Balljunge, es war zu kalt oder zu warm etc.. Er hatte ein begnadetes Talent, aber konnte mit Niederlagen nicht umgehen. Als er in einem Mixed Doppel verlor, spielte er über 20 Jahre keines mehr. Ergebnisse sind für Menschen mit fixed Mindset das einzig Ausschlaggebende. Damit fällt es ihnen schwer, in Misserfolgen auch eine Chance zu sehen, daraus zu lernen, es das nächste Mal anders und besser zu machen. Menschen mit dieser Haltung verlieren bei Misserfolgen die Motivation, die Hoffnung und somit auch ihre Handlungsfähigkeit.
Begleitet wird dieses statische Mindset mit der Einstellung, dass Talent, geistige Kompetenz und menschliche Eigenschaften von Geburt an vorgegeben sind. Damit ist echte Entwicklung, Erweiterung von Fähigkeiten, Steigerung der Intelligenz nur schwer möglich.
Im Umgang mit Corona wird nicht jeder Weg funktionieren, wir werden Rückschläge erleben und damit umgehen lernen.
Was wir brauchen, um aus Niederlagen zu lernen, sie als Herausforderung zu sehen, daran zu wachsen, ist ein dynamisches Mindset (oder auch growth Mindset). Dann erkennen wir in neuen Situationen und auch in Misserfolgen Lernchancen. Fehler sind kein Zeichen von Dummheit, sondern beruhen auf mangelnde Erfahrung. Mit dieser Haltung bleibt unser Selbstbewusstsein stabil. Kritiker können als Unterstützer erkannt werden. Es entsteht eine Basis, auf der sich unsere Intelligenz und unsere Persönlichkeit weiterentwickeln können.
Wir brauchen also dieses dynamische Mindset, damit wir es schaffen, die Zeit mit Covid 19 gut zu überstehen.
Wie gelingt es uns nun, so ein „growth Mindset“ zu bekommen? Wie schaffen wir es, negative Situationen und Misserfolge in etwas Positives zu verwandeln?